Milchschorf oder Kopfgneis? Das ist der Unterschied | Eltern.de

2022-07-22 18:35:27 By : Ms. Cassiel Zhou

Mehr als die Hälfte aller Säuglinge leidet unter schuppiger Kopfhaut. Dieser so genannte Kopfgneis ist harmlos und verschwindet von selbst. Da der Begriff aber in der Umgangssprache nicht sehr gängig ist, tippen die Eltern eher auf Milchschorf. Die beiden Hautveränderungen ähneln sich nur auf den ersten Blick.

Beim Kopfgneis (seborrhoisches Ekzem), bildet sich schon kurz nach der Geburt eine Schicht aus Hornhautzellen, Talg und Cremeresten. Sie ist in der Regel harmlos. Allerdings riecht die schuppige Kruste leicht ranzig und stört viele Eltern. Kopfgneis erkennt ihr an seinen weichen, gelbbraunen Schuppen. Sie sind rundlich und fettig und bilden oft eine dicke Schicht, die sich vom Kopf bis zur Stirn des Babys ausbreiten kann. Häufig ist die Kopfhaut darunter ein bisschen gerötet. Kopfgneis juckt und nässt nicht!

Mediziner vermuten, dass mütterliche Hormone für die schuppige Kopfhaut des Kindes verantwortlich sind. Nach der Geburt befinden sie sich noch im Blutkreislauf des Babys und verursachen eine übermäßige Talgproduktion. Verschwinden die Hormone nach einigen Wochen, beginnen die Talgdrüsen des Kindes normal zu arbeiten und der Kopfgneis bildet sich in der Regel von alleine und ohne Folgen zurück. In seltenen Fällen ist der Kopfgneis hartnäckiger und bleibt noch Monate und manchmal sogar einige Jahre bestehen. Bis zur Einschulung ist meist nichts mehr zu sehen. Kopfgneis kommt viel häufiger vor als ein echter Milchschorf.

Der viel seltener auftretende Milchschorf ist eine entzündliche Hauterkrankung und deshalb behandlungsbedürftig. Sie tritt erst ab dem dritten Lebensmonat auf, Kopfgneis dagegen schon viel früher. Die ersten Symptome sind eine trockene Haut und harte Hautschuppen auf dem Kopf. Dann entzündet sich die Haut. Bei den meisten Babys bilden sich die entstehenden Krusten bis zum 18. Lebensmonat wieder zurück, bei anderen bleiben sie über Jahre. Kinder, die an Milchschorf gelitten haben, tragen ein erhöhtes Risiko, später an Neurodermitis zu erkranken und sind auch anfälliger für allergische Erkrankungen. Bei dieser frühen Form spricht man von einer atopischen Dermatitis. Daraus muss sich nicht zwangsweise eine Neurodermitis entwickeln. Allerdings steigt die Wahrscheinlichkeit auf 70 Prozent, wenn beide Eltern ebenfalls Neurodermitis haben.

Dass es sich um echten Milchschorf handelt, zeigt sich an einer Reihe von Symptomen. Zum einen jucken die gelblichen Hautschuppen, was dazu führt, dass das Baby unruhig ist, quengelt und schlecht schläft. Zum anderen ist die Haut gerötet und es können sich Knötchen und ein nässender Schorf bilden. Milchschorf zeigt sich hauptsächlich am Vorderkopf des Babys. Er kann aber auch an Stirn und Wangen auftreten. An Armen, Beinen und anderen Körperstellen ist er eher selten. Mit einer Kuhmilchallergie oder -unverträglichkeit hat die Krankheit nichts zu tun. Der Name Milchschorf verweist auf das Aussehen der schuppigen Haut. Sie erinnert mit etwas Fantasie an angebrannte, eingetrocknete Milch.

Bisher ist nicht geklärt, was die Ursachen für Milchschorf sind. Empfehlungen zur Vorbeugung gibt es aus diesem Grund keine. Die Veranlagung wird vermutlich vererbt. Aber auch andere Faktoren wie Kälte oder Wärme, zu häufiges Baden, Überempfindlichkeiten auf Kleidungsstücke und eine Neigung zu Allergien können eine Rolle spielen.

Hat eurer Baby Milchschorf, verschlimmert sich die Entzündung, wenn eurer Baby sich die Stellen aufkratzt. Die entstandenen Wunden sind Eingangstore für neue Erreger. Der Juckreiz wird stärker. Daher ist es sehr wichtig, die betroffenen Stellen sanft zu behandeln. In keinem Fall solltet ihr den Schorf von der empfindlichen Kopfhaut ohne Vorbehandlung abkratzen. Dadurch kann sich die Haut noch stärker entzünden und eventuell bleiben Narben zurück. Stattdessen ist es ratsam, die Stellen vor dem Entfernen aufzuweichen. Streicht die Kopfhaut vorsichtig mit einem Öl, einer fettigen Salbe oder einem Silikonöl (Wirkstoff Dimeticon) ein. Diese lasst ihr einige Stunden einwirken. Am besten die ganze Nacht. Mit einem feinen Kamm könnt ihr die Schuppen dann am nächsten Morgen vorsichtig anheben und auskämmen. Wenn sie noch zu fest haften, wiederholt ihr das Einfetten. Je nach Ausprägung muss die Behandlung bis zu einer Woche lang täglich wiederholt werden. In der Apotheke bekommt ihr auch ölhaltige Gele, die eine kürzere Einwirkzeit haben. Dadurch ist die Prozedur für das Baby nicht so belastend. Auf Präparate mit Urea oder Salicylsäure solltet ihr verzichten. Urea brennt auf der zarten Babyhaut und Salicylsäure dringt über die Haut in den Organismus des Kindes ein und kann dort Nebenwirkungen verursachen. Habt ihr das Gefühl, dass die Behandlung eurem Baby nicht hilft, sich die Entzündung verschlimmert oder der Juckreiz nicht abnimmt, geht bitte unbedingt zum Arzt. Ist die Kopfhaut zu stark entzündet, wird er euch vermutlich eine Kortisoncreme verschreiben, um den Heilungsprozess zu beschleunigen. Kopfgneis dagegen muss gar nicht behandelt werden. Das Baby selbst stört es nicht, weil die betroffenen Hautstellen nicht jucken. Wollt ihr die Schuppen aus kosmetischen Gründen entfernen oder weil euch der Geruch stört, könnt ihr genauso vorgehen wie bei einer Milchschorf-Behandlung.

innerhalb der ersten vier Lebenswochen

weiche, fettige, gelblich bis bräunliche Schuppen, Kopfhaut ist selten gerötet (evtl. unangenehmer Geruch)

 harte, gelblich-bräunliche Schuppen, aus denen sich Krusten bilden, neigen zum Nässen, Kopfhaut ist deutlich gerötet und neigt zum Nässen

auf der vorderen Kopfhaut bis hinunter in die Stirn

in der Mitte des Kopfes, auf Stirn und Wangen, seltener auch im Windelbereich, an Beinen und Armen

für das Kind keine

starker Juckreiz, Gefahr stärkerer Entzündung durch aufgekratzte Stellen, Unruhe und Schlaflosigkeit

vermutlich eine hormonell bedingte Überproduktion der Talgdrüsen

noch ungeklärt, Veranlagung vermutlich vererbt, Neigung zu Allergien begünstigt vermutlich Entstehung

nicht notwendig, aber wenn gewünscht: Aufweichen der Krusten mit Ölen und vorsichtiges Ablösen nach langer Einwirkzeit 

wichtig, da der Juckreiz das Baby stresst. Aufweichen der Krusten mit Ölen und vorsichtiges Ablösen nach langer Einwirkzeit, Vorstellung beim Kinderarzt, um eindeutige Diagnose zu erhalten, weitere juckreizstillende Maßnahmen

Neben dem vorsichtigen Ablösen der Schuppen gibt es noch einige Maßnahmen, die eurem Kind helfen können. Sie verhindern das erneute Aufkratzen:

Schuppige und juckende Ausschläge sind auch Symptome einer kindlichen Schuppenflechte (Psoriasis) oder eines Pilzbefalls (Tinea). Auch eine Babyakne oder eine Windeldermatitis kommen infrage, da Milchschorf ja auch in Gesicht und im Windelbereich auftreten kann. Um diese Krankheiten bei eurem Baby auszuschließen, solltet ihr einen Kinderarzt aufsuchen. Das gilt auch für den Fall, wenn das Kind fiebert, der Ausschlag an untypischen Stellen auftritt oder sich Bläschen bilden.